Sascha huldigt Elon, Britta huldigt LinkedIn und Jan huldigt dem Fediverse – während wir gespannt Facebook beobachten. Aber lies es selbst in unseren Fünf am Freitag von dieser Woche.

Und wir freuen uns weiterhin über Deine Link-Empfehlung und Deinen Kommentar hier unter dem Artikel, auf unseren Social-Media-Kanälen oder via E-Mail an redaktion@bvcm.org.


1. Fünf auf Facebook

Einige haben lange darauf gewartet, doch Community Manager*innen dürften alles andere als begeistert sein: Ein neues Facebook-Feature erlaubt es jetzt, mit nur einem Account bis zu fünf Profile anzulegen. FÜNF!

Die individuellen Profile sind voneinander abgekoppelt. So können Nutzer*innen verschiedene Profile für unterschiedliche Bedürfnisse und Lebensbereiche anlegen. Jedes Profil kann anders heißen und unterschiedliche Informationen enthalten und es verfügt über einen individuellen Feed. Lediglich der Hauptaccount muss weiterhin unter dem Klarnamen geführt werden. Damit weicht Facebook die bisherige Klarnamen-Pflicht deutlich auf.

Der Wechsel zwischen den Profilen ist leicht, doch sind noch nicht alle Facebook-Funktionen mit den vier zusätzlichen Profilen nutzbar.

Community Manager*innen kann das zukünftig die Arbeit erschweren: Fake-Profile haben damit nämlich nun eine offizielle Daseinsberechtigung. Auch die Auswirkungen auf die Analytics lassen sich noch nicht vorhersagen. Sicher ist nur: Metriken werden verwässert und das Community Management wird deutlich aufwendige.

In der Theorie eine gute Idee, in der Praxis voraussichtlich ein deutliche Verschlimmbesserung für Facebook.

OnlineMarketing.de hat mehr zu den multiplen Facebook-Profilen.


2. Ein Jahr LinkedIn-News in 42 Minuten Podcast

Britta Behrens ist eine der bekanntesten LinkedIn-Expert*innen im deutschsprachigen Raum. Zu Gast im Podcast „OMR Education“ spricht sie über LinkedIn-Neuerungen aus diesem Jahr und gibt praktische Tipps zur Umsetzung. Die wichtigsten Änderungen und Tipps haben wir hier für Euch zusammengefasst:

Persönliche Profile

  • Nutze die Aktivitätenbox und bestimme Deine Highlights selbst.
  • Das Schaufenster für Dein Profil ist die Fokusbox. Aktiviere sie.
  • Auch wenn aktuell eine Hashtag-Abschaffung getestet wird: Noch gibt es sie, also nutze sie. (Brittas Empfehlung: 3–6 Hashtags je Beitrag).

Unternehmens-Seite

  • Kommuniziere das Feature Company-Page-Glocke intern und extern. Follower*innen werden so über deine neuesten Beiträge informiert.
  • Nutze die „Recommendation to Employees“-Funktion, um einfach Inhalte für die Profile Deiner Corporate Influencer*innen vorzubereiten.
  • Unternehmen können Unternehmen folgen. Unterstütze damit Partner*innen und beobachte Marktbegleiter*innen.
  • Mit Thought Leader Ads kannst Du organische Beiträge Deiner Corporate Influencer*innen in Unternehmens-Kampagnen integrieren.

Noch mehr Updates und Brittas praktische Tipps gibt es im OMR Education Podcast bei podigee.


3. Chatkontrolle im Lobbydickicht

Was hat Ashton Kutcher und mit der EU zu tun? Die geplante Verordnung zur Online-Überwachung, die sogenannte Chatkontrolle. Das Gesetzesvorhaben ist umstritten. Im Kampf gegen sexuellen Kindesmissbrauch erlaubt es eine umfängliche Online-Überwachung. Kritiker*innen sehen darin einen Freibrief zur anlasslosen Massenüberwachung.

Journalist*innen haben nun den massiven Einfluss von Lobbyist*innen auf die Entwicklung des Gesetzes aufgedeckt. Ein Geflecht aus Stiftungen, Sicherheitsbehörden, IT-, KI- und Lobbyfirmen hat dabei großen Einfluss auf die Ausarbeitung der geplanten Verordnung. Ganz vorne dabei: Ashton Kutcher, der offensiv im Namen seiner Organisation Thorn für die Chatkontrolle lobbyiert. Thorn verkauft eine Software, die mittels KI Kindesmissbrauch identifiziert, hat also auch ein wirtschaftliches Interesse an einer entprechenden Verordnung.

Journalist*innen haben außerdem Verbindungen zur Oak Foundation enthüllt. Diese unterstützte das Lobby-Netz für die Chatkontrolle mit mehr als 24 Mio. US-Dollar. Ziel diese Lobbyarbeit war es, mit dem Gesetz einen Präzedenzfall für andere Regierungen zu schaffen. Unter dem Deckmantel des Kinderschutzes wird dabei auch ein Präzedenzfall für die Dauerüberwachung im Netz geschaffen.

Heise hat die Hintergründe zu den Recherchen rund um die Lobbyarbeit zur Chatkontrolle zusammengefasst. Netzpolitik.org berichtet außerdem über die Folgen der Enthüllungen.


4. Danke, Elon!

Ja, wir kennen unseren Vorsatz. Nein, wir halten uns auch diese Woche nicht daran. Denn Sascha Pallenberg hat einen Dankesbrief an den X-Chef geschrieben und den können (und wollen) wir Euch nicht vorenthalten.

Groß waren die Versprechungen, die Elon Musk bei der Twitter-Übernahme vor knapp einem Jahr machte: Freedom of Speech, Kampf gegen Bots, überhaupt sollte ein „better place to be“ entstehen. Übrig geblieben ist ein Sammelbecken für Verschwörungstheoretiker, Antisemiten, Nazis, Misogyne und anders vermeintlich Abgehängte.

Eigentlich ist das kein Grund der Huldigung. Sascha sieht das anders. Musk bietet damit nämlich „all diesen verwirrten Seelen ein Zuhause“ und verhindert, „dass sie ihre netzverstopfenden Gedanken und Agendas nicht kreuz und quer durchs WWW schießen“. Nach fast 15 Jahren löschte er seinen Account auf diesem „Empörungsnetzwerk“ und gewann dadurch eine Menge Lebenszeit. Zeit also, um Danke zu sagen.

Saschas Danke gibt es zum Nachhören und Nachlesen in seinem Blog metacheles.


5. Das Fediverse

Als Wiedergutmachung dafür, dass es X auch diese Woche in die Fünf am Freitag geschafft hat, möchten wir Euch heute das Fediverse ans Herz legen.

Stell Dir vor, Facebook, TikTok und YouTube wären keine Monolithen, sondern untereinander vernetzt und mit nur einem Zugang nutzbar. So ungefähr funktioniert das Fediverse.

Das UPLOAD Magazin hat sich intensiv mit dem dezentralen Netzwerk und seinen Vor- und Nachteilen beschäftigt.

Die Vorteile des Fediverse sind

  • offene und frei verfügbare Standards als Basis
  • Kompatibilität der einzelnen Social-Web-Angebote
  • große Formatvielfalt
  • viele unterschiedliche Communitys innerhalb eines Angebots

Es gibt natürlich auch ein paar Nachteile. Dazu gehören aktuell insbesondere:

  • die Komplexität der einzelnen Angebote
  • die Bedienbarkeit der mobilen Apps
  • Kompatibilität hat Hürden
  • Nutzung kann umständlich sein

Autor Jan Tißler zeigt Dir außerdem Fediverse-Alternativen zu den großen bekannten Plattformen Facebook, Instagram, YouTube und Reddit. Vorbeischauen lohnt sich. Das alles gibt es auf upload-magazin.de. Und digitalcourage hat zusammengefasst, warum das Fediverse endlich wieder gutes Social Media ist.

Übrigens sind wir auch im Fediverse zu finden: der BVCM auf Mastodon.


Das waren die fünf Links für diese Woche. Wir freuen uns über Rückmeldungen und Empfehlungen hier im Blog, auf unseren Social-Media-Kanälen LinkedIn und Mastodon oder per E-Mail an redaktion@bvcm.org.

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