Renate Babnik ist Inhaberin von Babnik Kommunikation und Referentin Kommunikation bei der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG). Im Interview spricht sie über ihre Ausbildung und ihre Arbeit als Generalistin.

Welche Ausbildung hast Du?

Ich habe an der Uni Leipzig Journalistik, Deutsch als Fremdsprache (DaF) und Afrikawissenschaften studiert – Journalistik und DaF, um damit meinen Lebensunterhalt zu bestreiten, Afrikawissenschaften für die Seele.

Am Ende des Studiums habe ich mich für Deutsch als Fremdsprache entschieden und bin Dozentin für deutsche Sprache geworden. Nach einer Weile hatte ich das Gefühl, mich nicht weiterzuentwickeln, habe ein Abendstudium zur PR-Beraterin gemacht und bin in die PR-Branche gewechselt. 2012 habe ich dann Social Media und Community Management draufgelegt und 2019 noch mal berufsbegleitend Grafikdesign studiert. 

Ich habe die ganze Dynamik der Kommunikationsbranche der letzten Jahrzehnte mitgemacht, alles Neue eingesaugt – und beglückwünsche mich selbst jeden Tag zu diesem Glück. Heute kann ich klassische Pressearbeit alter Schule genauso wie einen Kongress für 10.000 Leute kommunikativ vermarkten, Social-Media-Kanäle betreuen, Broschüren layouten und Logos kreieren. 

Wo und in welcher Position arbeitest Du heute?

Ich arbeite Patchwork: Ich habe ein eigenes Unternehmen, Babnik Kommunikation, das auf Tagungskommunikation spezialisiert ist. Und ich arbeite angestellt in Teilzeit als Referentin Kommunikation bei der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG), einem medizinisch-wissenschaftlichen Fachverband.

Wie bist Du dorthin gelangt?

Ich habe mich bei der DKG ganz normal beworben und wurde genommen – weil ich keine Medizinerin bin, sondern Kommunikationsexpertin und -generalistin.

Ich habe im Verband viel geordnet, weiterentwickelt oder neu aufgesetzt: von den Basics wie Corporate Design, über den Internetauftritt und den Geschäftsbericht, die Social-Media-Kanäle Twitter, Facebook, LinkedIn und Youtube, bis hin zur kompletten internen Kommunikation sowie einer Reihe von Kongressen und Veranstaltungen.

Nach zehn Jahren in Vollzeit bin ich in den Teilzeitmodus gewechselt und habe parallel mein Unternehmen Babnik Kommunikation gegründet. Ich hoffe, dass sich mein Unternehmen genauso gut entwickelt wie mein bisheriges Berufsleben. 

Wie viele Menschen arbeiten in Deinem Bereich?

Anfangs – das war vor 10 Jahren – war ich in der DKG eine One-Woman-Show. Ich war der erste jemals fest angestellte Kommunikationsmensch des Verbandes seit Gründung im Jahr 1900. Ich habe alles allein gemacht.

Später waren wir zu zweit, dann zu dritt, seit Sommer 2022 sind wir zu viert. Somit haben sich meine kommunikativen Aufgaben im Team verteilt. Das ist für die eigene Be- bzw. Entlastung total positiv. Aber trotzdem habe ich mit jeder Aufgabe, die ich abgegeben habe, auch immer ein bisschen geweint.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag für Dich aus?

Ich arbeite einen halben Tag für die DKG und einen halben Tag für mein eigenes Business. Aktuell lasse ich gerade eine Website für den nächsten DKG-Krebskongress programmieren, mache die Projektsteuerung und schreibe die Website-Texte. Für eine unserer onkologischen Arbeitsgemeinschaften betreue ich den Twitterkanal. Für Kolleg*innen einer Fachabteilung in der DKG-Geschäftsstelle layoute ich gerade das Programmheft für eine Tagung und entwerfe Roll-ups. Für andere Kolleg*innen layoute ich eine Anzeige oder Social-Media-Kacheln. 

Anschließend switche ich in mein eigenes Business. In meinem Unternehmen verdiene ich mein Geld ebenfalls mit Kommunikationsleistungen, benötige dann aber auch ganz andere Gehirnwindungen: für Kundenakquise, Netzwerken, Buchhaltung, Umsatzsteuervoranmeldung.

Welche Aufgabenbereiche erfüllst Du?

Ich würde es in drei große Bereiche zusammenfassen: Konzeption und Strategie, Redaktion/Lektorat und Content, Kreation und Design – und das alles sowohl in der Online-Kommunikation als auch offline.

Was sind die Dos und Dont’s in Deinem Beruf?

Die Dos: Ganzheitlich denken, aber dann unbedingt fokussieren. – Das ist wichtig, um sich bei den vielen Kommunikationsinstrumenten nicht zu verzetteln. Die eigenen Ressourcen sind ja nicht unbegrenzt. 

Eigenverantwortlich und entscheidungsfreudig sein. Haltung. Qualitätsanspruch. Weiterbildung. Spaß am Erfolg. 

Bei den Dont’s halte ich es wie Douglas Adams: Don’t panic! Oder auf Deutsch gesagt: Erst besinnen, dann beginnen.

Welchen Tipp hast Du für Neueinsteiger*innen?

Auf die Frage „Und? Was machst du so beruflich?“ solltest Du immer antworten können „Ich mache [XY], und ich mache das gut.“

Um das sagen zu können – egal in welchem Beruf – sollte geistiger Stillstand nie zu Deinem Leben gehören.

Welche Kompetenzen muss ein*e Community bzw. Social Media Manager*in für Dich mitbringen?

Ich habe mal gelesen, die Gruppe mit der größten Burnout-Rate seien Mitarbeitende im Callcenter, dann kommt eine Weile nichts und dann stehen da die Social-Media-Manager*innen. Das sagt einiges.

Community und Social Media Management ist harte Arbeit: Über die Kanäle wird stetig irgendwas an einen herangetragen. Es gibt gefühlt keinen Feierabend, sondern nur Endlosschleifen an Reizen und Verantwortungsbewusstsein.

Solange Social-Media-Arbeit in Chefetagen oder dem beruflichen Umfeld nicht als Always-on-Arbeit mit allen Folgen, die sich daraus für einen Menschen ergeben können, wahrgenommen wird, muss man auf sich selbst aufpassen. Es macht sonst niemand.

Insofern würde ich sagen, dass die wichtigste Must-have-Kompentenz Selbstdisziplin ist, wenn es um die eigene Gesundheit geht. Das erlernt man blöderweise nicht in einem Kurs, das ist eine Lebensaufgabe.

FAZIT

„Ich bin für mein bisheriges Berufsleben sehr dankbar. Nichts davon möchte ich missen. Vor allem gefällt mir daran das Generalistinnen-Dasein, also nicht allein nur Pressefrau zu sein oder nur Social-Media-Managerin oder Grafikerin, sondern der Mix.

Für mich persönlich ist das der Inbegriff von Karriere: sich nicht nach oben zu entwickeln zur Führungskraft, sondern zur Seite und in angrenzende berufliche Bereiche. Das gefällt mir, und das liegt mir – es kann gern so weitergehen.“

Renate Babnik, Inhaberin Babnik Kommunikation und Referentin Kommunikation bei der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG)

Sei der:die Erste, der:die diesen Beitrag teilt!
Mastodon